Interview mit Kirsti Werntze, Head of Central Purchasing, Kiekert AG

Kirsti Werntze, Kiekert AG

„Stronger together“

Hallo Kirsti, vielen Dank für Deine Zeit für ein kurzes Interview. Du trägst als Head of Central Purchasing bei Kiekert viel Verantwortung. Was genau ist dein Aufgabenfeld?

Mein Aufgabenfeld bei Kiekert umfasst den indirekten Einkauf und die Verwaltung unserer Werkzeuge weltweit. Ich führe ein Team von sieben Mitarbeiter:innen, die in Deutschland und Tschechien sitzen. Kiekert ist ein Automobilhersteller und stellt Schließsysteme für Autos her. Im indirekten Einkauf beschaffen wir quasi alles, was nicht direkt in unser Endprodukt, das Schloss, verbaut wird. Die Bandbreite erstreckt sich vom klassischen Büromaterial – also Katalogware – bis hin zu hoch spezialisierten Fetten, für die es nur ein bis zwei Anbieter weltweit gibt.

Als zu Beginn der Pandemie Masken und Tests Mangelware waren, waren wir als indirekter Einkauf, obwohl sonst leicht vergessen, plötzlich „systemrelevant“ – denn ohne Maske kein Schutz der Arbeiter:innen und damit keine Produktion.

Des Weiteren verantworte ich auch unsere Werkzeugdatenbank. Alle Werkzeuge weltweit, die wir zur Produktion unserer Schlösser benötigen, müssen registriert sein; da geht es zum einen um die Eigentumsverhältnisse – gehört das Werkzeug dem Kunden, uns als Kiekert oder dem Lieferanten –  aber auch um die technischen Daten: Welche Leistung hat das Werkzeug? Kann ich die erhöhten Abrufe des Kunden wirklich bedienen? Wo steht das Werkzeug? Habe ich zwei Lieferanten mit dem gleichen Angebot?

Dein Motto auf LinkedIn lautet „Stronger together“ – was verbindest Du mit dieser Aussage?

Ich bin ein großer Fan davon, gemeinsam etwas schaffen zu wollen. Team heißt für mich eben nicht „Toll, ein anderer macht`s“, sondern wirklich ein Team aktiv so zu gestalten (Betonung liegt auf aktiv gestalten), dass alle Mitarbeiter:innen nach ihren besten Fähigkeiten eingesetzt und wertgeschätzt werden. Natürlich ist das im Findungs-Prozess mühsam und gerade anfangs mit Spannungen verbunden. Der Vortrag der Neurowissenschaftlerin Dr. Laura Wendt in einem der letzten xxcellence.net Networkings hat das ja auch bestätigt. Wenn ich es als Führungskraft aber schaffe, ein diverses und motiviertes Team zu kreieren, dann können wir so viel mehr erreichen und auch noch Spaß dabeihaben.

Du bist nun schon länger Mitglied beim Managerinnen-Netzwerk xxcellence.net – warum?

Ich bin im März 2021 zufällig bei xxcellence.net gelandet. Es war die Zeit des Lockdowns und man saß Abends zu Hause. Also surfte ich durchs Netz und fand so zu meiner ersten Veranstaltung.

Die Karrieretreffen, aber auch Carmens Ziel, ein Netzwerk für weibliche Führungskräfte zu schaffen, die sich gegenseitig stützen, fördern und austauschen, fand und finde ich spannend und wichtig.

Rückblickend hätte mir gerade am Anfang meiner beruflichen Karriere ein solches Forum oder eine Mentorin zum Austausch geholfen. Es kommt eben nicht nur auf 120 Prozent Leistung an. Häufig sind andere Mechanismen am Werk und diese sieht frau selbst oft gar nicht.

Ich bin jetzt Mitte 40 und erst jetzt fallen mir viele klassische Verhaltensmuster bei mir und meinem Umfeld auf. Wer übernimmt denn in der Regel die klassischen Care-Tätigkeiten bei Konferenzen wie die Vorbereitung der Präsentation, das Schreiben des Protokolls, die Überwachung der Technik oder Sorge dafür tragen, dass für alle Kaffee oder Wasser da ist?

Am 21.10.2021 hältst Du bei xxcellence.net einen Vortrag über Führen in volatilen Zeiten. Was ist zurzeit Deine größte Herausforderung in der Führung Deiner Mitarbeiter:innen?

Das ist eine gute Frage.

Am Anfang der Pandemie, als alle Mitarbeiter:innen „plötzlich“ ins Home-Office gingen, war die größte Herausforderung, mein Team so zu unterstützen, dass sie sich trotz Pandemie in ihrem Arbeitsfeld – sei es zuhause oder im Büro – wohl fühlten und ein gegenseitiges Verständnis für den jeweiligen anderen herrschte. Die Familien mit schulpflichtigen Kindern mussten beispielsweise ganz andere Herausforderungen bewältigen als Alleinstehende. Wichtig hierbei finde ich, dass jeder nicht mehr oder weniger stemmen musste, sondern andere Herausforderungen hatte.

Wir bei Kiekert hatten die ganze Zeit die Möglichkeit – mit entsprechend Abstand – auch weiter ins Büro zu kommen. So konnte ich meinen Mitarbeiter:innen die Flexibilität erhalten, von dem Ort aus zu arbeiten, der in der Situation der Pandemie für die betroffene Person am besten ist. Alleinstehende verkümmern nicht zuhause, aber auch Mitarbeiter:innen mit Familien waren froh, mal „raus“ zu kommen und im Büro sich nur um sich zu kümmern als nebenher noch Home-Schooling & Co zu wuppen.

Wichtig war aber auch immer: Die Arbeit musste erledigt werden und wir müssen uns auch weiter regelmäßig als Team austauschen – im Büro wie auch online.

Inzwischen haben wir uns hier gut eingeroovet und fahren erfolgreich den „Hybrid-Ansatz“; das neue Modewort.

Meine aktuelle Herausforderung ist die wirtschaftliche Unsicherheit der Unternehmen – gerade in der Automobilindustrie – da die Lieferketten reißen, OEMs ihre Kundenabrufe in den jüngsten Wochen massiv reduziert haben. Die Geschäftsführungen entwickeln Notfall-Strategien um zu überleben. Diese gilt es dann zusammen mit der Mannschaft umzusetzen. Ich bin aber überzeugt, dass sich gerade in Krisen ehrliche und transparente Kommunikation gegenüber dem Team auszahlt, um diese gestärkt und erfolgreich zu meistern. Wichtig für mich: Jedes Team braucht einen Kapitän.

Zum Abschluss bitten wir Dich noch um ein letztes Wort: Was möchtest Du allen Leser:innen mit in den Feierabend geben?

Vergiss Dich selbst nicht. „Love it, change it or leave it“ trifft für mich immer noch den Kern.

Kirsti Werntze referiert im xxcellence.net Networking am 21.10.2021 zum Thema „Die Automobilindustrie im Wandel: Führen in volatilen Zeiten“

Weitere Informationen und die Anmeldung findet Ihr auf unserer Termin-Seite.

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